GERSON,J., Opera Omnia. 5 Tle. in 4 Bdn. Antwerpen 1706
Opera Omnia, novo ordine digesta, & in V. tomos distributa; ad manuscriptos Codices quamplurimos collata, & innumeris in locis emendata; quaedam etiam nunc primùm edita: quibus accessere Henrici de Hassia, Petri de Alliaco, Joannis Brevicoxae, Joannis de Varenis scriptorum coaetaneorum, ac insuper Jacobi Almaini & Joannis Majoris tractatus, partim editi partim inediti; necnon Monumenta omnia ad causam Joannis Parvi pertinentia. Opera & studio M. Lud. Ellies du Pin…, qui huic novae editioni praefixit Gersoniana, in quibus Historia Ecclesiastica temporis illius quo Gersonius vixit texitur, hujus & coaevorum Vita narratur, Scripta recensentur, Doctrina exponitur. 5 Tle. in 4 Bänden. Antwerpiae (= Antwerpen), sumptibus Societatis, 1706.
Fol. (I:) Tb. in Rot-Schwarz-Druck mit Vignette, 2 Bll., 18 S., CXCV S. (Apologia pro Joanne Gersonio), 944 Spalten; (II:) Tb. in Rot-Schwarz-Druck mit Vignette, 1164 Sp.; (III:) Tb. in Rot-Schwarz-Druck mit Vignette, 1600 Sp.; (IV:) Tb. in Rot-Schwarz-Druck mit Vignette, 868 Sp., 23 Bll. (Index rerum, verborum et nominum), (V:) Tb. in Rot-Schwarz-Druck mit Vignette, 4 Bll., 1036 Sp., 2 Bll. (Errata et emendate in tomo quinto). Zeitgenössische Ganzlederbände. (St.a.Tb. u. Schnitt, Ebde. stärker berieben, mit abgeplatztem u. abgeriebenem Bezug und brüchigen Gelenken).
Beste Ausgabe! – Die überaus bedeutende Werkausgabe versammelt neben den Werken Gersons zusätzlich die wichtigen Traktate zeitgenössischer ‚Mitstreiter‘, die sich im Umfeld der Universität Paris für den Gedanken des kirchlichen Konziliarismus aussprachen und darüber zu einer Theorie der rechtlich geregelten Macht im politischen Gemeinwesen vorstießen, womit sie zu wichtigen Vordenkern in der politischen Ideengeschichte wurden! – Jean Gerson (1363-1429), der eigentlich Jean Charlier hieß und deshalb auch als Jean le Charlier de Gerson benannt wurde, zählt zu den einflussreichsten Theologen, Kirchenpolitikern und Philosophen des späten 14. und frühen 15. Jahrhunderts. In diese führende Rolle wuchs er als Schüler von Pierre d’Ailly und als dessen Nachfolger als Kanzler der Pariser Sorbonne gleichsam von selbst hinein, zumal in den unruhigen Zeiten des katholischen Schismas, als die Päpste in Avignon residierten und unter dem Druck rivalisierender Päpste in Rom standen. Seine Theologie ist stark bestimmt von seinen Bemühungen um eine Überwindung des Schismas und die Stärkung des Konzilsgedankens (De potestate ecclesiae; De unitate ecclesiastica; De auferibilitate papae) einerseits und die Hinwendung zur Mystik in der Tradition Bonaventuras und ihres Vorranges vor der reinen Scholastik andererseits. Gerson zählt zu den Hauptverfechtern des Konziliarismus, indem er das Konzil als höchste Autorität der Kirche zu begründen suchte. Das Konzil vertritt seiner Auffassung nach die Gemeinschaft der Gläubigen, deren ‚bloßer‘ oberster Repräsentant der Papst sei. Es ergeben sich unverkennbar frühe demokratietheoretische Ansätze aus dem Konziliarismus, worauf insbesondere Quentin Robert Skinner hinweist. Theologisch vertieft wird die konziliaristische Begründung durch Gersons Verweise auf seinen Vorgänger an der Pariser Universität, Pierre d’Ailly (Petrus de Alliaco, 1350-1420, seit 1411 Kardinal) sowie weitere bedeutende Theologen, die der Sorbonne nahestanden und zeitweilig dort studiert oder gelehrt hatten: den Deutschen Heinrich von Langenstein (Heinrich von Hessen der Ältere, 1325-1397), den Franzosen Jean Courtecuisse (Johannes von Brevicoxa, 1350-1423), Jean de Varennes und Jacques Almain (1480-1515) und den Schotten John Majors (1467-1550). Gerson nahm an den Konzilien von Pisa (1409) und Konstanz (1414-1418) teil, wo er auf die Verurteilung von Jan Hus (1370-1415) und Hieronymus von Prag (Jeroným Prazský, 1379-1416) hinarbeitete sowie die Verbrennung der Schriften John Wyclifs (1330-1384) befürwortete. Zugleich prangerte er dennoch die seinerzeitige sittliche Verkommenheit der Geistlichkeit an, was ihm die Ehrenbezeichnung „Doctor christianissimus“ eintrug. Der Beinahme charakterisiert auch die enorme zeitgenössische Bedeutung Gersons. Sein Urteil hatte großes Gewicht, als er sich gegen die Argumentation des Franziskaners Jean Petit wandte, der die Ermordung des Herzogs von Orléon durch Parteigänger Johann Ohnefurchts von Burgund im Jahre 1407 als Tyrannenmord zu rechtfertigen suchte. Erst nach dem Tode des Herzogs im Jahre 1419 konnte Gerson nach Frankreich zurückkehren. Aus Furcht vor dem Herzog von Burgund zog er sich nach Rattenberg am Inn zurück, wo er seine berühmte Schrift „De consolatione theologiae“ verfasste. Nach der Rückkehr nach Frankreich lebte Gerson in Lyon, wo er starb und in der Laurentiuskirche zur ewigen Ruhe gebettet wurde.
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