GARVE,C., Versuche über verschiedene Gegenstände. 5 Bde. Breslau 1792-1802
Versuche über verschiedene Gegenstände aus der Moral, der Litteratur und dem gesellschaftlichen Leben. 5 Bde. Breslau, Korn, 1792-1802.
8vo. Gest. Porträt des Autors, Zeitgenössische Halblederbände (1-4), Bd. 5 in neuem Halbleder, angeglichen. (alte Ebde. etw. berieben, Papier leicht gebräunt, stellenw. stärker stockfl.).
Erste Ausgabe dieser selten komplett vorkommenden umfangreichen Sammlung. – Garve (1742-1798) zählt neben Immanuel Kant und Moses Mendelssohn zu den großen deutschen Philosophen der Spätaufklärung, der stark von der sog. schottischen Moralphilosophie geprägt wurde und damit dem englischen Empirismus anhängte. Er steht in der Tradition David Humes, Adam Fergusons und Adam Smiths. Die Hauptwerke von Ferguson (Grundsätze der Moralphilosophie) und Smith (Der Wohlstand der Nationen) hat Garve ins Deutsche übertragen, wie auch Edmund Burkes „Über den Ursprung unserer Begriffe vom Erhabenen und Schönen“. Daneben übersetzte Garve Werke antiker Autoren, Ciceros oder Aristoteles’ Politik. Als mehr in der englischen und schottischen Tradition stehender Empiriker, der mit einem philosophischen „Systembau“ nicht viel im Sinn hatte, wurde Garve im 19. Jahrhundert vorschnell als „Popularphilosoph“ abgetan. Dieser Ruf hängt ihm bis heute und völlig zu Unrecht an. Dazu mag auch beigetragen haben, dass Garve als Privatgelehrter in Breslau eigene moralphilosophische, ökonomische oder psychologische Beiträge vor allem im Rahmen von Zeitschriften veröffentlichte, hier zu nennen sind die „Neue Bibliothek der schönen Wissenschaften und der freyen Künste“ und die „Beyträge zur Geschichte der Philosophie“ Georg Gustav Fülleborns, die in den Jahren 1791 bis 1799 in 12 Bänden herausgegeben wurden. Es sollte auch die Auseinandersetzung zwischen Garve und Kant nicht unterschätzt werden, die Kant immerhin zu einem „Anti-Garve“ anregte, aus dem letztlich die „Grundlegung zur Metaphysik der Sitten“ hervorgegangen ist. Seine universitäre Ausbildung erfuhrt Garve an den Universitäten Frankfurt/Oder und Halle, insbesondere auf den Gebieten der Logik, Mathematik und Philosophie. – Vgl. Goed. IV,1, 510, 28 (mit ausführlicher Inhaltsangabe).
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