GOTHEIN,E. (Bearb.), Wirtschaftsgeschichte des Schwarzwaldes. Strassburg 1892

Gothein, Wirtschaftsgeschichte Schwarzwald. Strassburg 1892

Schwarzwald – GOTHEIN, Eberhard (Bearb.),

Wirtschaftsgeschichte des Schwarzwaldes und der angrenzenden Landschaften. Hrsg. von der Badischen Historischen Kommission. Bd. 1 (= alles Erschienene): Städte- und Gewerbegeschichte. Strassburg, Verlag von Karl J. Trübner, 1892.

Gr.-8vo. XVI, 896 S. Zeitgenössische Halbleder mit geprägtem Rückentitel, Lederecken, Buntpapierbezug u. schönem Marmorschnitt.

Epochale kultur- und wirtschaftsgeschichtliche Arbeit! – Die erst kürzlich gegründete “Badische Historische Kommission” beauftragte im Jahre 1883 Gothein mit einer Untersuchung der wirtschaftlichen und sozialen Geschichte des Schwarzwaldes. Gothein, der an der Universität Breslau bei Bernhard Erdmannsdörfer und Wilhelm Dilthey studierte, folgte dem Historiker Erdmannsdörfer im Jahre 1874 an die Universität Heidelberg, wo ihm Karl Knies die Nationalökonomie als wichtiges Ergänzungsfach zur Geschichtswissenschaft empfahl. “Der historische Ansatz von Knies erklärte die wirtschaftlichen Phänomene innerhalb institutioneller, kultureller, politischer und sozialer Rahmenbedingungen als Teil eines gesellschaftlichen Zusammenhangs, dem Gothein später immer wieder nachspürte” (Leonhard Müller), so auch in der berühmten Schwarzwald-Arbeit. Neben Knies war Johann Kaspar Bluntschli sein “berühmtester Gönner” in Heidelberg. Es war wohl die Bedeutung Diltheys, die Gothein 1875 an die Universität Breslau zurückkehren ließ, wo er promoviert wurde (1877) und sich habilitierte (1878). Insbesondere seine Habilitation wurde innerhalb der Ranke-Schule als Kritik am auch von Gothein hochverehrten Leopold Ranke missverstanden, was ihm eine Karriere in Preußen weitgehend verwehrte (sog. Lamprecht-Streit). Gothein ließ sich 1883 an die Universität Straßburg umhabilitieren, was auch eine Hinwendung zum deutschen Südwesten bedeutete. In diesem Zusammenhang ergab sich die Schwarzwald-Studie, woraus sich wiederum im Jahre 1885 Gotheins erster Ruf an die TH Karlsruhe anschloss. Bis zu seinem Ruf an die Universität Bonn im Jahre 1890 wurde die vorliegende Arbeit hier erarbeitet, die dann aber erst 1892 erschienen ist: “Er wurde bald ein Kenner des Schwarzwaldes wie keiner zuvor. Ursprünglich von der Kommission nur als Studie geplant, wuchs der erste Band zur Geschichte einer gesamtwirtschaftlichen Entwicklung dieser Region und der sie umgebenden Landschaften… Im Karlsruher Generallandesarchiv hatte er ‘ungeheure Stoffmassen’ zu bewältigen, dazu aber auch die Stadtarchive in Donaueschingen, Freiburg, Villingen und Konstanz besucht… Ziel war, sowohl die Entstehung der mittelalterlichen Stadt- und Zunftverfassung als auch die Entwicklung der kapitalistischen Wirtschaftsform zu verfolgen” (Leonhard Müller). In Bonn entstand dann Gotheins zweites großes Werk zur “Wirtschafts- und Verfassungsgeschichte der Stadt Köln im ersten Jahrhundert unter preußischer Herrschaft”. Beide Werke, Zeugnisse seines umfassenden und interdisziplinären kulturgeschichtlichen Ansatzes, qualifizierten Eberhard Gothein zum würdigen Nachfolger des großen Max Weber auf dessen Lehrstuhl an der Universität Heidelberg (ab 1904 bis 1923). Der 1853 im niederschlesischen Neumarkt geborene Eberhard Gothein verstarb 1923 in Berlin. “Keiner von uns und keiner, der auf uns folgt, wird je wieder ein solcher Polyhistor zu werden vermögen wie es der alte Gothein war…” (Edgar Salin im Jahre 1954 über seinen Lehrer). – Vgl. Leonhard Müller, Eberhard Gothein (1853-1923). Kulturhistoriker und Nationalökonom, in: Badische Heimat 4/2003, S. 636-642.

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