SCHNEIDER,J., Spätmittelalterlicher deutscher Niederadel. Stuttgart 2003.
Spätmittelalterlicher deutscher Niederadel. Ein landschaftlicher Vergleich. 1., Aufl. Stuttgart, Anton Hiersemann Verlag, 2003.
17 x 25 cm. XII, 630 S. Leinen. (Monographien zur Geschichte des Mittelalters, 52). ISBN 9783777203126.
Das mittelalterliche deutsche Reich hat sich bekanntlich nicht zu einer straffen Monarchie westeuropäischer Prägung entwickelt, sondern war und blieb durch das Nebeneinander von Regionen mit einem starken Eigenleben und mit beträchtlichen Unterschieden in den sozial- und verfassungsgeschichtlichen Verhältnissen gekennzeichnet. Nachdem seit langem regional vergleichende Studien gefordert wurden, greift das Buch nun diese Forderungen auf, indem es den Niederadel in den Mittelpunkt rückt. Denn als eine gewissermaßen mittlere Gruppe zwischen Fürsten, Bauern und städtischem Bürgertum ist der Niederadel ein besonders aufschlußreicher Indikator für die jeweiligen regionalen Verhältnisse.Ziel und Ertrag des Buches ist damit ein doppelter: Es erarbeitet zum ersten Mal eine vergleichende Sozialgeschichte des deutschen Niederadels und entwickelt zugleich ein Instrumentarium zu einer vergleichenden Analyse deutscher Landschaften. Bisher noch nie systematisch herangezogenes personengeschichtliches Material vom späteren 14. bis zum früheren 16. Jahrhundert liefert die Quellenbasis: Lehenbücher, Landtafeln, Verzeichnisse von Teilnehmern an Adelseinungen, Ritterdienstlisten und Steuerlisten, Listen von Turnierteilnehmern und Heroldsliteratur. Daneben werden Rechtsquellen und Korrespondenzen herangezogen, um beispielhaft Vorstellungen von Vasallität, Einung und Recht, um regionale Identität und fürstliche Inszenierungen aufzeigen zu können. Schwerpunktregionen des Vergleichs sind Meißen/Sachsen, Altbayern und Franken, Seitenblicke richten sich auf Österreich und Brandenburg.Auf eine methodische Grundlegung sowie auf die eingehende Diskussion der bisherigen, vielfach disparaten Niederadelsforschung folgen zunächst zwei landschaftliche Fallstudien: Erstmals wird die Entstehung einer bayerischen Adelskaste, des Turnieradels, als das Resultat einer eigenständigen Traditions- und Identitätsbildung abseits landesherrlicher Verwaltungsschriftlichkeit beschrieben. Für Sachsen hingegen wird neu herausgearbeitet, welche Rolle der Niederadel auf dem langen Weg zum frühmodernen Fürstenstaat spielte. Die bisher noch wenig beachteten Ansätze zu einer inneren ständischen Differenzierung des Niederadels in verschiedenen Landschaften werden in einem weiteren Abschnitt erstmals eingehend untersucht. Die soziale Fluktuation am unteren Rand des Niederadels und die jeweilige Nähe zum Bürgertum wird dann zunächst im kleinräumigen Zugriff in exemplarischer Weise angegangen, bevor ein breit angelegter Abschnitt landesweite sozioökonomische Prozesse herausarbeitet und miteinander vergleicht: Prozesse zum Beispiel des Aufstiegs und Verschwindens, der Linienbildung von Geschlechtern oder der Ressourcenverteilung innerhalb des Niederadels. Karten, Tabellen und Diagramme veranschaulichen die Darlegungen.In einem letzten Abschnitt wird schließlich die Rolle des Niederadels als politische Kraft im Reich, besonders aber wiederum in den Landschaften erörtert, sei es als Streitobjekt zwischen oder in Auseinandersetzung mit den Fürsten. Die Rolle von Einungen und die Frage der Entstehung von Landständen werden ebenfalls reflektiert. Am Ende steht eine aspektorientierte Zusammenfassung der Ergebnisse.Ein Materialanhang sowie ein mehrteiliges Register bieten einen raschen Zugriff auf Orte, Adelssitze, landesherrliche Ämter, Personen und Geschlechter sowie auf Sachstichwörter.
Bestellnummer: 41VB
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