ABEL,S., Jahrbücher des Fränkischen Reiches unter Karl dem Großen. Berlin 2014.
Jahrbücher des Fränkischen Reiches unter Karl dem Großen. Band II: 789–814. Fortgesetzt von Bernhard Simson. Auf Veranlassung Seiner Majestät des Königs von Bayern hrsg. durch die historische Commission bei der Königl. Akademie der Wissenschaften. (Jahrbücher der Deutschen Geschichte). 1. Aufl. Berlin, Duncker & Humblot, 2014.
16 x 23 cm. XII, 650 S. XII, 650 S. (Duncker & Humblot reprints). ISBN 9783428174034.
»Simson, Bernhard, Historiker, * 19.2.1840 Königsberg (Preußen), † 15.8.1915 Berlin-Charlottenburg, begr. Berlin, Jerusalems- und Neue Kirche Friedhof. (lutherisch)
Nach dem in Königsberg abgelegten Abitur studierte S. 1856–60 Geschichte, zunächst in Berlin, v.a. bei Leopold v. Ranke, seit 1857 in Königsberg, v.a. bei Wilhelm Giesebrecht. Von diesem wurde er 1860 mit einer Arbeit über die sog. Einhardsannalen promoviert, danach legte er das Oberlehrerexamen ab und absolvierte ein Probejahr am Joachimsthalschen Gymnasium in Berlin. Auf Vermittlung Johann Gustav Droysens arbeitete S. dann an der Urkunden- und Aktenedition zur Geschichte des Großen Kurfürsten mit; die Frucht eines Pariser Archivaufenthaltes war ein 1865 erschienener Band mit franz. Gesandtschaftsberichten. Bereits 1863 war eine quellenkritische Abhandlung über die Fuldaer Annalen als Habilitationsschrift in Jena angenommen worden; hier lehrte S. als Privatdozent bis 1868. Nach kurzer Tätigkeit als Lehrer am Berliner Wilhelmsgymnasium und anschließend als Archivar in Düsseldorf und Berlin (1869–72) wurde der Privatgelehrte von der Historischen Kommission bei der Bayer. Akademie der Wissenschaften mit der Bearbeitung der ›Jahrbücher der dt. Geschichte‹ für die Zeit Ludwigs d. Frommen betraut. 1874 erhielt S. einen Ruf auf eine ao. Professur für Geschichte in Freiburg (Br.), 1877 die Ernennung zum Ordinarius. 1884/85 und 1894/95 war er hier Dekan der Philos. Fakultät und 1895/96 Prorektor (em. 1905). Neben den vorrangigen Veranstaltungen zur mittelalterlichen Geschichte las S. auch über alte Geschichte und zuweilen über neuzeitliche Themen; der Schwerpunkt seiner Tätigkeit aber lag auf der Erforschung der Karolingerzeit. 1905 zum Geheimen Hofrat ernannt, siedelte S. nach Berlin über, wo er bis zu seinem Tod an Quelleneditionen und Spezialuntersuchungen arbeitete. In später Anerkennung seiner Verdienste wurde er 1907 in die Zentraldirektion der MGH (Monumenta Germaniae Historica) gewählt.
Als strenger Vertreter der historisch-kritischen Methode der Ranke-Schule bemühte sich S. mit seinen Editionen um ein gesichertes Quellenfundament; seine in den MGH zwischen 1905 und 1916 erschienenen Ausgaben sind immer noch gültig und werden bis in jüngste Zeit nachgedruckt. Von bleibendem Wert sind auch seine Bände in der Reihe der Jahrbücher für Karl d. Gr. und Ludwig d. Fr. Begleitet wurden diese Arbeiten von zahlreichen quellenkritischen Untersuchungen u.a. zu verschiedenen Annalen, zur Entstehung der pseudoisidorischen Dekretalen. Daneben veröffentlichte er eine Übersetzung von Willibalds Bonifatius-Vita und vollendete nach dem Tod seines Lehrers Wilhelm v. Giesebrecht 1889 dessen letzten Band der ›Geschichte der dt. Kaiserzeit›. Als akademischer Lehrer wirkte S. am erfolgreichsten in seinen Seminaren zur mittelalterlichen Geschichte. Seine gelegentlichen Vorlesungen zur neueren Geschichte, z.B. ›Preuß. Geschichte‹ und ›Geschichte der dt. Einheitsbestrebungen 1848–1850‹ ließen seine nationalliberale Haltung erkennen – sicher vom Vater geprägt, dessen Lebenserinnerungen er 1900 herausgab. Der Politik hatte er sich freilich nicht widmen wollen, sein Interesse galt zeitlebens der handwerklich perfekten Quellenforschung. Heute zuweilen als positivistisch gescholten, bildet sein reiches Œuvre ein unverzichtbares Fundament für die Mittelalterforschung.«
Nonn, Ulrich, in: Neue Deutsche Biographie 24 (2010), S. 453–454
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