SERING,M., Die landwirthschaftliche Konkurrenz Nordamerikas in Gegenwart und Zuk
Die landwirthschaftliche Konkurrenz Nordamerikas in Gegenwart und Zukunft. Landwirthschaft, Kolonisation und Verkehrswesen in den Vereinigten Staaten und in Britisch-Nordamerika. Auf Grund von Reisen und Studien dargestellt. 1. Aufl. Berlin, Duncker & Humblot, 2014.
16 x 23 cm. XXVI, 759 S. Tab., 1 Karte; XXVI, 759 S. (Duncker & Humblot reprints). ISBN 9783428169887.
»Nationalökonom, Agrarpolitiker, * 18.1.1857 Barby/Elbe, † 12.11.1939 Berlin, begr. Berlin, Sankt Annen-Kirchhof und Städtischer Friedhof Dahlem. (evangelisch)
Nach dem Besuch des Gymnasiums zum Kloster Unserer Lieben Frauen in Magdeburg und des ksl. Lyceums in Straßburg (Abitur 1876) studierte S. Rechts- und Staatswissenschaften in Straßburg und Leipzig. 1879 legte er das iur. Referendarexamen ab und absolvierte die Referendarzeit bis 1883 im Justizund Verwaltungsdienst in Elsaß-Lothringen. 1881 wurde er an der Rechts- und Fakultät in Straßburg zum Dr. rer. pol. promoviert. Seine Lehrer Gustav Schmoller (1838–1917) und Georg Friedrich Knapp (1842–1926) prägten S. durch ihre historische Herangehensweise an wirtschaftliche Zusammenhänge und sozialpolitische Probleme nachhaltig. 1883 unternahm er im Auftrag des preuß. Landwirtschaftsministeriums eine erste Studienreise nach Nordamerika und habilitierte sich im selben Jahr in Bonn, wo er 1885 zum ao. Professor der Staatswissenschaften ernannt wurde. 1889–1906 lehrte er als o. Professor an der Landwirtschaftlichen Hochschule in Berlin, zudem unterrichtete er zunächst als Privatdozent, seit 1893 als Extraordinarius und 1897–1925 als Ordinarius an der Univ. Berlin.
Mit der aus seiner Amerikareise hervorgegangenen Schrift ›Die landwirthschaftliche Konkurrenz Nordamerikas in Gegenwart und Zukunft‹ (1887) griff er ein handelspolitisch hochbrisantes Thema auf, das in engem Zusammenhang mit der Frage nach der Zukunft der einheimischen Landwirtschaft und der Entscheidung über eine protektionistische Agrarpolitik stand. In der Folge nahm er Stellung zu zentralen agrarpolitischen Fragen seiner Zeit, wie der Verschuldung des Grundbesitzes und den Erbrechtsregelungen sowie v.a. zur Förderung des bäuerlichen Mittelstandes mit staatlichen Mitteln (›innere Kolonisation‹, insbes. in d. östl. Gebieten Preußens), die er als zentrale Aufgabe der Agrarpolitik ansah. Er initiierte die Landarbeiterenquête des Vereins für Socialpolitik von 1891/92, als Mitglied des Preuß. Landesökonomiekollegiums und des Dt. Landwirtschaftsrats berichtete er regelmäßig über die Lage der Landwirtschaft. 1912 war er Mitbegründer der Gesellschaft zur Föderung der Inneren Kolonisation. Seine regierungsnahe Beraterstellung manifestierte sich während des 1. Weltkriegs im Vorsitz der Wissenschaftlichen Kommission des Preuß. Kriegsministeriums, wo er 1916 Siedlungspläne für besetzte Ostgebiete entwickelte. 1919 nahm er maßgeblichen Einfluß auf die Gestaltung des Reichssiedlungsgesetzes und begründete 1921 das Dt. Forschungsinstitut für Agrarund Siedlungswesen, dessen Leiter er bis zur Zwangsauflösung 1934 war.
S. galt durch seine empirischen Untersuchungen zur Lage der Landwirtschaft im Übergang zur vollindustrialisierten Gesellschaft als der führende und international anerkannte dt. Agrarökonom. Obwohl das nationalsozialistische Reichserbhofgesetz von 1933 seinen Vorstellungen in mancher entgegenkam, kritisierte er es öffentlich als den bäuerlichen Traditionen zuwiderlaufend.«
Aldenhoff-Hübinger, Rita, in: Neue Deutsche Biographie 24 (2010), S. 267–268
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