GROTIUS,H., Annotationes in Vetus Testamentum. 3 Tle. in 1 Bd. Halle 1775-76
Annotationes in Vetus Testamentum emendatius edidit, et brevibus complurium locorum dilucidationibus auxit Georgius Ioannes Ludov. Vogel. Ab Tl. 2: Post mortem B. Vogelii continuavit Iohannes Christophorus Doederlein. 3 Bde. (in 1 Band). Halae (= Halle), apud Io. Iac. Curt, 1775-1776.
Gr.-8vo. (I:) Tb. mit Vignette, 3 Bll., 472 S., (II:) Tb., 2 Bll., 562 S., (III:) Tb. mit Vignette, 4 Bll., 384 S. Zeitgenössischer Halblederband auf 5 Bünden u. Lederecken. (Ebd. tlw. stärker berieben, leichte Verletzung am ob. Kapital ausgebessert).
Ausgabe von Georg Johann Ludwig Vogel, nach dessen Tod fortgeführt von Johann Christoph Döderlein. – Die „Annotationes“ zum Alten Testament erschienen zuerst 1644, die Anmerkungen zum Neuen Testament in den Jahren 1641 bis 1650, wurden teilweise also postum herausgebracht. „Grotius wird insbesondere auf Grund seines großen Kommentarwerks, den Annotationes zum Alten und Neuen Testament, ‚in der Vorgeschichte der historisch-kritischen Forschung am Alten Testament… eine hervorragende Stellung‘ zuerkannt (H.-J. Kraus); ihm wird sogar zugeschrieben, ‚die Grundlage für die moderne Bibelwissenschaft überhaupt‘ gelegt zu haben (G. J. Hoenderdaal). Anders als seine altprotestantisch-orthodoxen Zeitgenossen betrachtet Grotius nicht die ganze Bibel als verbalinspiriert, sondern behandelt den größten Teil der biblischen Texte als Geschichtsschreibung oder Weisheitsliteratur, die mit entsprechender antiker Literatur verglichen und methodisch ebenso behandelt werden kann wie diese… Grotius’ Beitrag zur biblischen Exegese und Hermeneutik wird jedoch zu einseitig beurteilt, wenn man ihn nur als Vorläufer oder Initiator einer historisch-kritischen Auslegung der Bibel sieht… Sein bibeltheologischer Ansatz und sein exegetisches Wirken sind im Horizont einer konfessionsübergreifenden Erforschung und Verteidigung der Grundlagen des christlichen Glaubens zu verstehen“ (vgl. Meik Gerhards, Hugo Grotius, in: Das Wissenschaftliche Bibellexikon im Internet, 2017). – Die „Annotationes“ wurden neben den anderen theologischen Schriften Grotius’ später in den „Opera Omnia Theologica“ zusammengefasst. Grotius (1583-1645) ist heute vor allem für seine Schriften „Mare Liberum“ von 1609 und „De Jure Belli ac Pacis libri tres“ von 1625 als Klassiker des Völkerrechts und eines profanisierten Naturrechts bekannt. Er war Wegbereiter des Vernunftrechts, wie es später von Samuel Pufendorf, Christian Thomasius, Christian Wolff, Luis de Molina oder Leonhard Lessius ausformuliert wurde. – Georg Johann Ludwig Vogel (1742-1776) studierte in Helmstedt und Leipzig die Theologie und orientalische Sprachen, hielt daraufhin an der Universität Halle öffentliche Vorlesungen. Die Kenntnisse der orientalischen Sprachen und ihrer Literatur nutzte Vogel für Exegese und Kritik der biblischen Urkunden. Er brachte Neuausgaben der Werke älterer Bibelinterpreten heraus, meist mit historisch-kritischen Erläuterungen. Zu diesen Ausgaben zählt auch die vorliegende Grotius-Ausgabe. Johann Christoph Döderlein (1746-1792) studierte an der Universität Altdorf, war danach zunächst als Hauslehrer tätig, wurde dann Diakon in Windheim. Im Jahre 1772 wurde er zum o. Professor an die Universität Altdorf berufen, im Jahre 1783 folgte er dem Ruf an die Universität Jena. Döderlein war alttestamentlicher Exeget und Dogmatiker sowie Vertreter der Neologie, die die kirchliche Überlieferung im aufklärerischen Sinne rein historisch deuten wollten, ohne aber die Offenbarung selbst zu leugnen.
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