Ueber die bürgerliche Verbesserung der Juden. Neue verbess. Aufl. (Tl. 1) und Erstaufl. (Tl. 2). Mit Königl. Preuß. Freyheit. 2 Teile in einem Band gebunden. Berlin und Stettin, bey Friedrich Nicolai, 1783.
8vo. (I:) Tb., 3 Bll. (Vorerinnerung), 3 Bll. (Nachschrift zur zweyten Auflage), 210 S., (II:) Tb., 1 Bl., 376 S. Halbleinen des 19. Jahrhunderts, eingelegt in prächtig gestalteter blauer Leder-Schmuckkassette.
Das Grundlagenwerk zur Gleichstellung der Juden in Deutschland, „das man als die Bibel der Emanzipation der Juden bezeichnen kann“ (Jüd. Lexikon II, 175f.), in der relevanten Ausgabe. – Dohm (1751-1820), einer der führenden Köpfe der Aufklärung in Deutschland, wurde vor allem als Autor der vorliegenden wegweisenden Schrift in ganz Europa berühmt. Es war das erste Werk dieser Art überhaupt. Ausgangspunkt seiner Überlegungen war eine Petition elsässischer Juden an den französischen Staat Ludwigs XVI., die in Band 1 im Wortlaut wiedergegeben ist. Dohm übernahm die Rolle eines Fürsprechers auf Initiative Moses Mendelssohns. Er führte die Judenordnungen und die rechtliche Ungleichheit ins Feld, aus der sich Diskriminierung und Ablehnung der Juden ergebe. Die Herstellung gleicher Bürgerrechte für die Juden baue ihre Diskriminierung ab und mache sie zu gleichberechtigten und nützlichen Staatsbürgern. Die Zuschreibung „negativer Charaktereigenschaften“ sei also die Folge rechtlicher Diskriminierung, nicht deren Ursache. Das Aufsehen, das Dohm mit seiner Schrift erregte, war europaweit enorm. Er beeinflusste Menschenrechtler um Mirabeau, die Dohms Schrift gerne rezipierten, womit auch Dohm seinen Anteil hat an der Gleichstellung der Juden durch die Französische Nationalversammlung im Jahre 1791 (dann weitergetragen in die Napoleonische Gesetzgebung und eingeflossen in die Gesetzgebung der Rheinbundstaaten). In Deutschland bildete die Schrift die Grundlage für die Gründung von Vereinen zur Verbesserung der Rechtsstellung der Juden. Die Schrift sollte zunächst anonym im Ausland erscheinen, um den Autor, der ja in preußischen Diensten stand, zu schützen. Die Zensur gestattete aber die Verlegung in Preußen, worauf der Verleger Friedrich Nicolai ausdrücklich hinweist: „Mit Königl. Preußischer Freyheit“. Die erste Ausgabe von Band 1 erschien 1781, Band 2 – gemeinsam mit einer verbesserten Auflage von Band 1 – im Jahre 1783. Eine französische Ausgabe folgte sofort der deutschen. […]
Aktenmäßige Darstellung merkwürdiger Verbrechen. 2 Bde. Giessen, Druck und Verlag von Georg Friedrich Heyer, 1828-1829.
8vo. XVIII, 603 S., 1 Bl. (Druckfehler); VI, 697 S. Sehr schöne zeitgenössische Leinenbände mit grünen goldgepr. Rückentitelschildern. (schönes unbeschnittenes Exemplar).
Fallsammlung in prächtigem Zustand, vom bekanntesten und bedeutendsten Strafrechtler seiner Zeit! – Feuerbach (1775-1833) erläutert und bespricht in beiden Bänden zusammen 38 Fälle in 32 Kapiteln, so z. B. den Fall des ‚Brudermörders‘ Mathias Lenzbauer, des ‚Mädchenschlächters‘ Andreas Bichel, des ‚Brandstifters aus Neid und Haß gegen seinen glücklicheren Bruder‘ Lorenz Simmler, des ‚Brudermörders aus Enthusiasmus für eine Handlungsspeculation‘ Ludwig Christian von Olnhausen oder des ‚zweifachen Raubmörders‘ Johann Paul Forster (‚Auch als Beitrag zu der Lehre vom Beweis aus Anzeigungen‘). Abgedruckt sind auch 2 Gutachten Feuerbachs aus dem Jahre 1807, der Fall ‚Graf Bettschart‘ als ‚merkwürdiges Beispiel der Kabinets-Justiz‘ sowie ‚Der Räuber Franz Paul Seidel und dessen Gesellschaft‘.
Gesammelte Schriften. Mit einer Einleitung in die Schriften Hermann Hellers von Martin Drath und Christoph Müller. Hrsg. von Martin Drath, Otto Stammer, Gerhart Niemeyer und Fritz Borinski. 3 Bde. Leiden, Sijthoff, 1971.
Gr.-8vo. XXIX, 733; IX, 653; XXVII, 502 S. Originale grüne Verlagsleinenbände (mit den OUmschlägen). Exzellenter Zustand!
Begründung der Politischen Wissenschaft in Deutschland! – Heller (1891-1933), seit 1920 Mitglied der SPD, zählt zu den wenigen großen Streitern für die Weimarer Demokratie im Bereich der damaligen Staatsrechtslehre. Ein Kulminationspunkt, der Hermann Heller über die Kreise seiner Wissenschaft hinaus bekannt machte, war der Prozess „Preußen contra Reich“ im Jahre 1932, in dem Heller die SPD-Fraktion des preußischen Landtags gegen das Reich vertrat. Ein juristischer Vertreter des Reichs war Carl Schmitt, mit dem Heller anfänglich einen durchaus wohlwollenden und von Bewunderung geprägten Briefkontakt pflegte. Die krassen Gegensätze in den Anschauungen beider Staatsrechtslehrer ließen sich freilich nicht überbrücken, weshalb der Ton immer schärfer wurde und sich in den Personen Hermann Heller und Carl Schmitt geradezu die Positionen pro und contra Weimarer Demokratie kristallisierten. Aufgrund der exponierten Stellung Hellers war sein letzter Ruf auf den Lehrstuhl für öffentliches Recht an die Universität Frankfurt am Main im Jahre 1932 bereits mit erheblichen Widerständen seitens seiner Fakultätskollegen verbunden. Seine jüdische Herkunft und der anwachsende und schwelende Antisemitismus werden auch dazu beigetragen haben. Nach seinem Studium an den Universitäten in Kiel, Wien, Innsbruck und Graz, unterbrochen durch Kriegseinsatz und Kriegsdienst in der Militärgerichtsbarkeit, habilitierte sich Heller in Kiel 1920 (Venia legendi für Staatsrecht, Staatslehre und Rechtsphilosophie), wo er Kollege und Freund Gustav Radbruchs war. Im Jahre 1921 ging er nach Leipzig, wo er Leiter des Volksbildungsamts wurde. Seit 1926 wurde er Referent am Kaiser-Wilhelm-Institut für ausländisches öffentliches Recht und Völkerrecht in Berlin. 1928 folgte der Ruf zum a. o. Professor an die Universität Berlin, gleichzeitig lehrte er an der Deutschen Hochschule für Politik. Es folgte der Ruf an die Universität Frankfurt 1932. Von einem Vortragsaufenthalt in England 1933 kehrte er nicht nach Deutschland zurück, […]
Geschichte des Bisthums Hildesheim. 3 Bde. Hildesheim und Leipzig, Druck und Verlag von August Lax bzw. August Lax Verlagshandlung, 1899-1925.
8vo. (I, 1899:) XVI, 522 S., 1 Bl. (Bemerkungen, Druckfehler); (II, 1916:) X, 1 Bl. (Abbildungsverzeichnis), 449 S.; (III, 1925:) XVI, 465 S. Mit zusammen 29 Tafeln u. 225 Abb. im Texte über alle Bände. Originale rote Verlagsleinenbände mit Rücken- u. Deckelprägung. (Ebde. fachmännisch etw. ausgebessert, schöner Zustand).
Standardwerk aus der Feder des gebürtigen Hildesheimers Adolf Bertram (1859-1945), Theologe und katholischer Priester, seit 1884 Mitglied des Hildesheimer Generalvikariats, seit 1886 Dombibliothekar, seit 1894 Domkapitular, seit 1905 Generalvikar. Im Jahre 1906 wurde Bertram zum Bischof von Hildesheim erwählt. Es folgten seine Berufung zum Erzbischof von Breslau im Jahre 1914 sowie seine Ernennung zum Kardinal 1919 (zuvor im Jahre 1916 bereits zum Kardinal in pectore). Als Vorsitzender der Fuldaer Bischofskonferenz von 1920-1945 war Bertram auch kirchenpolitisch einer der führenden katholischen Kirchenvertreter.
Beiträge zu der Lehre von dem Leben. 2 Bde. Frankfurt am Main, Johann David Sauerländer, 1840-1843.
8vo. LIV, 466; XVI, 520 S. Neue Halbleinenbände mit Rückentitelschildern.
Erste Ausgabe. – I. Das materielle Leben; II. Die Entstehungslehre. – Der Anatom und Zoologe Cretzschmar (1786-1845) war einer der Gründer der Senckenbergischen Naturforschenden Gesellschaft in Frankfurt am Main und seit 1817 für 30 Jahre deren Direktor. Seine Präparationen bildeten den Grundstock für die Sammlung des berühmten Naturmuseums Senckenberg. Im Jahre 1829 wurde er zum Mitglied der Leopoldina berufen.
Deutsche Gedichte des XI. und XII. Jahrhunderts. Aufgefunden im Regulierten Chorherrenstifte zu Vorau in der Steiermark und zum ersten Male mit einer Einleitung und Anmerkungen herausgegeben. Wien, bei Wilhelm Braumüller, K. K. Hofbuchhaendler, 1849.
Gr.-8vo. Tb., 6 Bll., LXII, 384 S., (Anmerkungen:) 117 S. Mit vier Nachbildungen der Handschrift. Originaler grüner Verlagsleinen mit gepr. Rückentitel u. 3-seitigem Marmorschnitt. (St.a.T.).
Mit gedruckter Widmung „Seiner K. K. Apostolischen Majestaet Franz Joseph I. in tiefster Ehrfurcht gewidmet vom Herausgeber“. – Diemer (1807-1869) war Germanist und Bibliothekar an der Universitätsbibliothek in Wien, deren Direktor er von 1851 bis 1869 war. Die Gedichte fand er auf einer seiner Forschungsreisen durch die Bibliotheken Österreichs, die er regelmäßig während seiner Urlaube unternahm.
Deutsche Volksbilder und Naturansichten aus dem Harze. Hannover, Carl Rümpler, 1866.
8vo. Tb., 2 Bll., 436 S., 2 Bll. Neuer Pappband mit Buntpapierbezug und Rückentitelschild.
Erste Ausgabe, selten. – Kohl (1808-1878) war ein Reiseschriftsteller und Essayist aus Bremen, der bekannteste Reiseschriftsteller auf dem deutschsprachigen Buchmarkt Mitte des 19. Jahrhunderts. Insbesondere seine Nordamerika-Reise in den Jahren 1854 bis 1858 und die daraus resultierenden Arbeiten machten ihn zu einem der angesehensten Amerikanisten überhaupt, auch in den USA selbst, wo er bis heute hohes Ansehen genießt. Nach seiner Rückkehr widmete er sich vor allem der Kulturgeschichte Bremens und wurde im Jahre 1863 zum hauptamtlichen Stadtbibliothekar seiner Heimatstadt berufen. – „Die neueste Zeit hat zwei in ihrer Invidualität sehr verschiedene Touristen par excellence aufzuweisen, nämlich Hermann Heinrich Ludwig Fürsten von Pückler-Muskau (geb. 1785 zu Muskau) und Johann Georg Kohl (g. Bremen, 1808); Ersterer ist ein geistreicher Weltmann, der jedoch das, was er gesehen, zwar oberflächlich, aber geschmackvoll zu skizziren weiß, Letzterer das Muster aller Reisenden, der besonders das schildert, was Andere, namentlich die gelehrten Professoren, gar nicht sehen und beschreiben mögen, nämlich das Volk, und der nie den Zweck seiner Reise, die Individualität des Landes und der Nation, die er besucht, darzustellen, nicht seine langweilige Persönlichkeit, aus den Augen läßt“ (Johann G. T. Gräße: Handbuch der allgemeinen Literaturgeschichte aller bekannten Völker der Welt, Band IV, 1850). „Kohl gehört zu den berühmten Reisenden und den besten Reisebeschreibern unserer Zeit. […] Will man das Eigenthümliche seines Wesens mit einem Worte bezeichnen, so kann man ihn eine contemplative Natur nennen. Seine Schreibweise ist klar und anziehend, Letzteres besonders dadurch, daß er überall möglichst invidivualisirt, den Leser schnell mitten in die Sache hineinversetzt und dieser die interessantesten Seiten abzugewinnen weiß. Seelenzustände zu malen, gelingt ihm in hohem Grade und macht ihm persönlich besonderes Vergnügen“ (August Lüben, Carl Nacke: Einführung in die deutsche Literatur, Teil III, […]
Reise in Arabien. Aus dem Englischen. 2 Bde. in 1 Bd. gebunden. Leipzig, Dyk’sche Buchhandlung, 1867-1868.
Gr.-8vo. Porträt des Autors, VI S., 1 Bl., 354 S., 4 Karten im Anhang, davon 2 gefaltet u. 1 grenzkol.; 2 Bll., 292 S., 1 Plan im Anhang. Zeitgenössischer Halblederband mit Rückentitelschild. (große Faltkarte etw. ausgebessert, St.a.Vorsatz, Porträtbl. u. Tb.).
Erste deutsche Ausgabe. – Die Originalausgabe „Observations in Central, Eastern, and Southern Arabia, during a Journey through that Country in 1862 and 1863“ erschien in London 1864. Das bereiste Gebiet war damals noch weitgehend unbekannt, seine Arbeit wurde zum Bestseller. Obwohl Palgrave (1826-1888) Ende der 40er Jahre zum Katholizismus konvertierte, sich dem Jesuitenorden anschloß und zum Priester geweiht wurde, war es dennoch keine Missionsreise. Er wollte mit seinen Erkenntnissen dem französischen Kaiser Napoleon III. und dessen imperialistischen Ambitionen dienlich sein, ein handfestes Motiv, das sich auch hinter anderen Forschungsreisen verbarg. Palgrave, damals noch katholischer Priester, reiste als Arzt und Muslim getarnt. Es war eine zur Zeit des Erscheinens geschätzte Beschreibung einer Reise quer durch Arabien über Riad zum Persischen Golf, deren Fehlerhaftigkeit erst die spätere Forschung nachgewiesen hat. Teile der Reise sind schlicht erfunden. Palgrave sagte sich 1865 vom Katholizismus wieder los und stand seither in diplomatischen Diensten, als Generalkonsul etwa in Bangkok oder in Uruguay. – Vgl. Henze III, 693.
Lucius Cornelius Sulla, genannt der Glückliche, als Ordner des römischen Freystaates dargestellt. 2 Abtlgn. (in 1 Band). Heidelberg, Druck und Verlag von August Osswald’s Universitäts-Buchhandlung, 1834.
8vo. XII, 196; 182 S. Neuer, gediegener Pappband mit Rückentitelschild.
Erste Ausgabe einer späteren Schrift Zachariaes (1769-1843) über den römischen Politiker und Feldherrn aus der Spätphase der römischen Republik (138-78 v. Chr.), an der Universität Heidelberg verfasst, wo er ab 1807 lehrte und sich auch durch Rufe nach Göttingen (1816) und Leipzig (1829) nicht abberufen ließ. Er engagierte sich verstärkt für die Universität Heidelberg und ließ sich stark in politische Belange des Staates Baden einbinden.