KOHLER,M., Die Entwicklung des schwedischen Zivilprozeßrechts. Tübingen 2002.
Die Entwicklung des schwedischen Zivilprozeßrechts. Eine rezeptionshistorische Strukturanalyse der Grundlagen des modernen schwedischen Verfahrensrechts. 1. Aufl. Tübingen, Mohr Siebeck, 2002.
23 x 15 cm. XXII, 598 S. Fadenbindung. (Veröffentlichungen zum Verfahrensrecht, 29). ISBN 9783161478536.
Weit verbreitet ist in der Forschungsliteratur der Glaube, das schwedische Recht habe sich unter nur geringer Beeinflussung durch die ausländischen Rechtsordnungen weitgehend autochthon entwickelt. Marius Kohler widerlegt die Stichhaltigkeit dieser These für das Gebiet des schwedischen Zivilprozeßrechts. Er vollzieht annähernd siebenhundert Jahre schwedischer Verfahrensgeschichte nach, ausgehend von den ersten schriftlichen Überlieferungen des 13. Jahrhunderts bis zur Gegenwart. Marius Kohler kommt zu dem Ergebnis, daß das schwedische Prozeßrecht vom Beginn seiner Entwicklung unter dem nachhaltigen Einfluß ausländischen Rechts stand: Erhielt es im Verlauf des Mittelalters und der Neuzeit starke Impulse von Seiten des kanonischen und des sogenannten gemeinen deutschen Reichsrechts, so erfuhr es in der Heranbildung seines modernen Verfahrens eine deutliche Prägung durch das deutsche und österreichische sowie – in geringerem Umfang – durch das französische und englische Zivilprozeßrecht. Seit dem 2. Weltkrieg ist das schwedische Verfahrensrecht dagegen einer verstärkten Einflußnahme durch das anglo-amerikanische Recht ausgesetzt. Marius Kohler geht auch den Auswirkungen der Mitgliedschaft Schwedens in der EU nach und untersucht, inwieweit der sich seit einigen Jahren abzeichnende Funktionswandel schwedischer Gerichte von Verwaltungsbehörden sui generis zu unabhängigen Garanten individueller Verbraucherinteressen eine Folge des Einflusses des supranationalen Rechts der Gemeinschaft ist.
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