Ich selbst bin als Händler zudem stets auf der Suche nach geeigneten Büchern und Bibliotheken aus dem genannten Themenspektrum.

Die thematische Bandbreite meines Antiquariats umfasst die Geschichte und Landeskunde von der Antike bis zur aktuellen Zeitgeschichte, die Vielfalt der Rechtswissenschaft und Rechtsgeschichte, der Politikwissenschaft und politischen Ideengeschichte, der Wirtschaftswissenschaften, der Soziologie, Sozialphilosophie und Wissenschaftsgeschichte.


CHEMNITZ,B.P.v., Abriß der Staats-Verfassung. 3 Bde. Breslau 1761

CHEMNITZ, Abriß der Staats-Verfassung. 2 Bde. Mainz u. Coblenz 1761
Titelkupfer Hippolithus a Lapides De ratione status. 1740

CHEMNITZ, Bogislaus Philipp von (Hippolithus a Lapide),

Abriß der Staats-Verfassung, Staats-Verhältniß, und Bedürfniß des Römischen Reichs Deutscher Nation; nebst einer Anzeige der Mittel zur Wiederherstellung der Grund-Einrichtung und alten Freyheit nach dem bisherigen Verfall. Aus Bogislav Philipps von Chemnitz vollständiger lateinischer Urschrift (laut Pütter übersetzt von Johann Heinrich Gottlob von Justi), mit Anmerkungen (von Johann Philipp von Carrach), welche die gegenwärtigen Umstände im Reich betreffen. 3 Tle. (in 3 Bänden). Mainz und Coblenz (d. i. Breslau), (Korn), 1761.

8vo. (I.) Tb., 6 Bll. (Vorrede zur deutschen Uebersetzung), 707 S.; (II., von des Römischen Reichs Deutscher Nation wahren Staats-Verhältniß und Interesse, welche bisher zum gewaltigen Schaden des Vaterlandes und zum Nachtheil der gemeinen Freyheit verabsäumet worden:) 464 S.; (III., von den Mitteln die Reichs-Verfassung und alte Freyheit wieder herzustellen, auch fürs künftige besser zu versichern:) 304 S. Neuere Ganzlederbände mit geprägten Rückentitelschildern. (Schöner Zustand, Papier unbeschnitten).

Erste deutschsprachige Ausgabe, von größter Seltenheit! – Der Verfasser, Bogislaw Philipp von Chemnitz (1605-1678, Hermann Conring lüftete das Pseudonym), bezog vehement Stellung gegen den Kaiser (seinerzeit Ferdinand III.) und das Haus Habsburg. Die Schrift, die vermutlich erstmals 1640 erschienen ist, verstärkte die Front gegen den Kaiser und vertiefte den wiederaufgeflammten 30jährigen Krieg, der im Prager Frieden 1635 zunächst beendet schien. Die staatsrechtlich formulierte Position, die für Deutschland keine monarchische, sondern eine aristokratische Staatsform voraussetzt, war in den Grundlinien auf Jean Bodin aufgebaut. Die kaiserliche Seite geriet durch diese Schrift, die letztlich das Credo des reichsständischen Lagers beim Westfälischen Frieden wurde, arg in Bedrängnis. Pütter bemerkte sarkastisch, daß dieses Buch dem Kaiser mehr Schaden zugefügt habe als manche verlorene Schlacht. Zweckdienlich für die schwedische Seite wurde die Schrift kurz vor dem Ende des 30jährigen Krieges nochmals in Leiden bei Elzevier aufgelegt. – Der Stettiner Gelehrte von Chemnitz, der in Rostock und Jena Geschichte und die Rechtswissenschaften studierte, stand im 30jährigen Kriege selbst in Kriegsdiensten, erst in niederländischen, später in schwedischen Kriegsheeren. Schließlich wurde er im Jahre 1644 schwedischer Hofhistoriograph. Im schwedischen Interesse, deshalb in stark antikaiserlichem Sinne, publizierte er unter dem Pseudonym Hippolithus a Lapide diese Streitschrift, die zwischen 1640 und 1646 verfasst worden ist. Das Werk ist eigentlich ein Pamphlet, das bisweilen unflätig die Vernichtung des Hauses Habsburg forderte. Die Schrift löste heftige Empörung aus, nicht nur wegen des Tones, in dem es geschrieben wurde, sondern auch aus inhaltlichen Gründen. Dennoch hat diese Schrift am Ende des 30jährigen Krieges die Diskussion um das Staatsgebilde des Deutschen Reichs nachhaltig beeinflusst. Von Chemnitz stand intellektuell unter dem Einfluß seines Lehrers in Jena Dominicus Arumäus, der selbst wiederum Johannes Althusius geistig nahe stand. – Johann Philipp von Carrach (1730-1781) studierte an der Universität Halle, wo er auch promovierte und eine erste Stellung als a. o. Professor antrat. Den Ruf an die Universität Duisburg konnte er wegen des Siebenjährigen Krieges erst 1764 antreten, zwischenzeitlich war er Regierungsbeamter in Breslau. Im Jahre 1768 folgte er einem Ruf an die Universität Kiel. Im Jahre 1769 verzichtete er auf den Lehrstuhl und ging als Lektor und Schriftsteller nach Wien. Von Carrach wird zu den sogenannten Reichspublizisten gezählt. – Johann Heinrich Gottlob von Justi (1717-1771), berühmter und bekannter als von Carrach, zählt zu den bedeutenden deutschen Kameralisten des 18. Jahrhunderts. – Vgl. Pütter I, 207ff. und II, 85; Stintzing-L., II, 46-54; ADB IV, 115; NDB III, S. 198-200.

Bestellnummer: 27844AB

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In der kleinen Reihe „AVKB-Edition“ sollen zusätzlich einige vergriffene oder schwer zugängliche Texte, Monographien und Bibliographien zusammengeführt und als Nachdrucke in gebundener Buchform zur Verfügung gestellt werden.