HACK,A., Gregor der Große und die Krankheit. Stuttgart 2012.
Gregor der Große und die Krankheit. Stuttgart, Hiersemann, A, 2012.
17 x 24 cm. XIV, 349 S. Leinen. (Päpste und Papsttum, 41). ISBN 9783777212272.
Gregor der Große (* um 540), von September 590 bis März 604 Inhaber der Cathedra Petri, gehört ohne Frage zu den bedeutendsten Päpsten des Mittelalters. Einer einflussreichen Senatorenfamilie Roms entstammend, schlug er zunächst die Ämterlaufbahn ein, entschloss sich aber nach dem Tod seines Vaters zur Gründung eines Klosters, in das er selbst eintrat. Später weilte er als päpstlicher Vetreter am kaiserlichen Hof in Konstantinopel und lernte in dieser Zeit neben zwei Kaisern auch zahlreiche Persönlichkeiten kennen, mit denen ihn oft noch Jahre später eine enge Freundschaft verband. Gregor der Große ist nicht zuletzt wegen seines umfangreichen theologisch-literarischen Œuvres der Nachwelt im Gedächtnis geblieben – und dies bis zum heutigen Tage. Dazu gehören sein 35 Bücher umfassender Hiobkommentar, die nicht weniger bekannte «Regula pastoralis», mehrere Predigtzyklen und ein Hoheliedkommentar sowie seine zeitweise in ihrer Autorenschaft umstrittenen «Dialogi»; nicht zu vergessen die einzigartige Sammlung von mehr als 850 Briefen aus seiner päpstlichen Amtszeit. Sowohl im Leben Gregors als auch in seinen Schriften spielt Krankheit eine erhebliche Rolle, und zwar in ganz unterschiedlichen Zusammenhängen. Unmittelbar nach seiner Wahl zum Papst musste er auf die Pest, reagieren, die im Jahre 590 in der Stadt am Tiber wütete. Er hatte aber auch selbst mehr als einmal Krankheiten zu erdulden,, in den letzten Jahren prägten sie geradezu sein Leben. In seinen Briefen tauschte er sich immer wieder mit Leidensgenossen aus, nahm Anteil an ihrem Schicksal und versuchte sie zu trösten. Wie kein anderer Theologe seiner Zeit reflektierte er über den Sinn von Gesundheit und Krankheit, und zog seelsorgerliche Folgerungen daraus. Auffällig ist ferner, welch große Rolle medizinische Metaphern und Vergleiche in seinen Werken spielen. Der Priester beziehungsweise Bischof ist für ihn vor allem ein Seelenarzt. Einen völlig anderen Zugang erlauben die anekdotenhaften Geschichten in seinen Dialogen; sie zeigen Kranke und Behinderte eingebettet in ihre jeweilige Lebensrealität. In der Umgebung des Papstes lässt sich ferner eine ganze Reihe von Ärzten – sogar aus Alexandrien – identifizieren. In den Bereich des Kirchenrechts, führt schließlich das Problem der bischöflichen Amtsführung, im hohen Alter und bei schwerer Krankheit; viele diesbezügliche Entscheidungen des Papstes gingen später in das Decretum Gratiani (Sammlung des Kirchenrechts) ein. Dieses Werk schließt nicht nur eine große Forschungslücke, sondern zeigt auch, dass körpergeschichtliche und papstgeschichtliche Perspektiven durchaus kein Widerspruch sind. Insofern bietet es viele Anregungen für weitere Untersuchungen in diesem Bereich. – Das Buch enthält ein umfangreiches Quellen- und Literaturverzeichnis, und wird durch vier ausführliche Register: , Personen-, Orts-, Sach- und Stellenregister, erschlossen. Der Autor ist Professor für Mittelalterliche Geschichte an der Universität Jena.
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