SCHULTE,A., Die Fugger in Rom 1495–1523. Berlin 2014.

Umschlag

SCHULTE, Aloys,

Die Fugger in Rom 1495–1523. Mit Studien zur Geschichte des kirchlichen Finanzwesens jener Zeit. I. Band: Darstellung. 1. Aufl. Berlin, Duncker & Humblot, 2014.

16 x 23 cm. XI, 310 S. Frontispiz, 1 Abb.; XI, 308 S. (Duncker & Humblot reprints). ISBN 9783428172122.

»Historiker, * 2.8.1857 Münster (Westfalen), † 14.2.1941 Bonn, begraben Bonn-Kessenich. (katholisch)

Nach dem Besuch des Paulinums in Münster 1866–76 studierte S. an der dortigen Akademie Geschichte, u.a. bei Theodor Lindner (1843–1919) und Paul Scheffer-Boichorst (1843–1902). 1879 mit der Arbeit ›Die sog. Chronik des Heinrich von Rebdorf, Ein Beitrag zur Quellenkunde des 14. Jh.‹ (gedr. 1879) bei Lindner zum Dr. phil. promoviert, wurde er 1880 nach Vermittlung Scheffer-Boichorsts Mitarbeiter bei der Edition des ›Urkundenbuchs der Stadt Straßburg‹ in Straßburg. Hier leistete S. seinen Militärdienst, absolvierte 1883 das Lehramtsexamen und schloß enge Freundschaften u.a. mit Hans v. Kap-Herr, Hans v. Schubert sowie Erich Marcks. Nach dem Ende des Kulturkampfs lernte er, den dt. Nationalstaat von 1871 zu schätzen. 1883 erhielt er eine Anstellung als Archivar im Fürstenberg. Archiv in Donaueschingen, wo er die Bände V–VII des ›Fürstenberg. Urkundenbuchs‹ (gedr. 1885–91) bearbeitete und von dem späteren Reichsarchivdirektor Franz Ludwig Baumann (1846–1915) wichtige Impulse für sein Schaffen empfing. Ende 1885 als Archivrat an das Generallandesarchiv nach Karlsruhe berufen, befreundete sich S. hier mit Eberhard Gothein und Karl Bücher und veröffentlichte als Mitglied der Bad. Historischen Kommission (seit 1886) eine Quellenedition und Darstellung über ›Mgf. Ludwig Wilhelm von Baden und der Reichskrieg gegen Frankreich 1693–1697‹ (2 Bde., 1892, 1901); zugleich übernahm er die Schriftleitung der ›Zeitschrift für die Geschichte des Oberrheins‹ (bis 1895) und machte sie zu einem führenden regionalgeschichtlichen Organ Deutschlands. Von seinem ersten Ordinariat für Geschichte in Freiburg (Br.), das S. 1892 gegen den Widerstand der prot. dominierten Fakultät erhalten hatte, wechselte er nach anhaltenden Schwierigkeiten 1895 nach Breslau, bevor er 1903 nach Bonn ging (Dekan 1909/10, Rektor 1913/14, em. 1928). Zugleich schied er aus dem Preuß. Historischen Institut in Rom aus, dessen dringende Reformen er als nebenamtlicher Direktor seit 1901 eingeleitet hatte. Der bekennende Katholik S. räumte 1903 seinem Rivalen Paul Fridolin Kehr (1860–1944) ohne Widerstand den röm. Stuhl, während in Deutschland auf Johannes Haller (1865–1947) zurückgehende Anschuldigungen gegen ihn öffentlich Wellen schlugen: Es ging um die tatsächlich von der Reichskanzlei angeordnete, wider besseres Wissen aber S. unterstellte Verzögerung seiner Publikation ›Die Fugger in Rom‹ (2 Bde., 1904), die das weder für das Papsttum noch für das Haus Hohenzollern rühmliche Ablaßgeschäft von 1517 nach den vatikan. Akten geklärt hat. S. hatte sich auch hier konsequent, unter Beachtung des Objektivitätspostulats, an den im 19. Jh. entwickelten Prinzipien historisch-kritischer Quellenarbeit orientiert. Ansehen hatte er zuvor schon mit Untersuchungen zur mittelalterlichen Landeskunde unter verfassungsgeschichtlichem Aspekt gewonnen. Epochemachend für das seitherige Geschichtsbild aber wurde ›Der Adel und die dt. Kirche im Mittelalter‹ (1910, 1922, Nachdr. 1966) mit dem Gesamtergebnis, daß die dt. Geschichte bis 1100 von einer ›Herrenschicht‹ getragen und das dt. Kirchentum vom Adel beherrscht worden war.

Großes Ansehen als Pionier der Wirtschaftsgeschichte erwarb sich S. mit seiner ›Geschichte des mittelalterlichen Handels und Verkehrs zwischen Westdeutschland und Italien‹ (2 Bde., 1900, Nachdr. 1964). die den oberdt. Raum behandelte, wenngleich seine Auffassung von der Schweiz als ›Paßstaat‹ durch Georg v. Below (1858–1927) scharf kritisiert wurde. Weiter griff die ›Geschichte der Großen Ravensburger Handelsgesellschaft 1380–1530‹ (2 Bde. u.e. Qu.bd. 1923, Nachdr. 1964) aus, die nachhaltigen Einfluß auf die dt. Forschung gewann. Dagegen waren S.s Veröffentlichungen zum dt.-franz. Verhältnis und zur Rheingrenze (Frankreich u.d. linke Rheinufer, 1918, Nachdr. 1997, franz. Übers. 1919) sowie seine Beteiligung an der Rhein. Jahrtausendfeier 1925 von tagespolitischer Aktualität geprägt. Der stets auf kath. Selbstbehauptung durch wissenschaftliche Leistung bedachte, politisch konservative Zentrumswähler S. war einer der maßgeblichen Initiatoren des 1920 gegründeten und 2006 aufgelösten ›Instituts für geschichtliche Landeskunde‹ in Bonn. Zu seinen zahlreichen Schülern zählen Jakob Strieder (1877–1936), Leo Schwering (1883–1971) und sein Bonner Nachfolger Max Braubach (1899–1975).«

Jordan, Stefan; Repgen, Konrad, in: Neue Deutsche Biographie 23 (2007), S. 687–689

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